Wiederaufbau des legendären Kuttenhauses am „Reichenbach-Stolln“ hat begonnen

Skizzen aus dem Baugeschehen:

Versierte Geschichtskenner werden es wissen: Bekanntlich wurde das als Kuttenhaus bekannte Waldwirts- und Zechenhaus der 1907 endgültig geschlossenen Silber- und Arsengrube „Reichenbach-Stolln“ nach Auflösung der Betreibergesellschaft 1889 im Frühjahr 1891 nach erfolglosen Versteigerungsversuchen bis auf wenige Grundmauerreste abgerissen und das noch verwertbare Material hauptsächlich an Oberpfannenstieler Bewohner zur Weiterverwendung abgegeben.

Ironie der Geschichte: Genau 100 Jahre danach gründete sich die Urzelle des heutigen Bergwerksvereines „IG Hist. Erzbergbau Lößnitz e.V.“, um die Geschichte wieder einzufangen und das stillgelegte Bergwerk für Touristen abermals mit Leben zu erfüllen.

 Bereits 1993 gab es bei einer der monatlichen Mitgliederversammlungen den vagen Ansatz, eines Tages das Zechenhau als Vereinshaus wieder aufzubauen. Damals wäre das vielleicht unbürokratischer gegangen als heute. Aber dem jungen Verein fehlte das Geld.

 So kam es, dass erst im Jahr 2008 mit der Erstellung der Bauzeichnungen nach Grabungsbefunden der vorhandenen Grundmauerreste begonnen und die notwendige Prozedur der Bauvoranfrage auf den Weg gebracht werden konnte. Doch auch weiterhin fehlte es an einem geeigneten Fördertopf aus Bund, Land oder EU.

 Das sollte sich erst in jüngster Zeit ändern. Kurz gesagt: Die Bauvorbereitungen in Form der Schaffung des notwendigen Bauabstandes zum Wald im engen Fallbachtal konnten nach Eingang des Fördermittelbescheides aus dem Programm „Interreg Sachsen-Tschechien“ Anfang Juni 2024 anlaufen. Natürlich nur durch die großzügige Unterstützung der Lößnitzer Stadtväter und deren Verwaltung! Immerhin ist ein erheblicher Eigenanteil zu den rund 600. 000 € betragenden Gesamtbaukosten zu leisten, den der Verein trotz jahrelangem Sparens allein nicht zu stemmen vermag. An dieser Stelle nochmals: Ein herzliches Dankeschön an die Stadträte und der Stadtverwaltung! Wir wissen das zu schätzen! Besonders in Zeiten klammer Kassen.

 Mit der in 32 Jahren geschaffenen Idylle rund um das alte Bergwerksgelände war es erst einmal schlagartig vorbei. Die letzten originalen Schornsteinfundamentziegel des alten Hauses wurden geborgen, Geländer demontiert, Wege verbreitert. In der letzten Juliwoche 2024 begannen die forstwirtschaftlichen Arbeiten rund um den alten und auch künftigen Standort des Hauses. Schließlich soll es aus Denkmalsgründen eine weitestgehende Rekonstruktion des vormaligen Gebäudes werden. Am 8.Oktober erfolgte in aller Eile und im Beisein von Vertretern der Stadtverwaltung, des Planungsbüros AIA und der beteiligten Firma Bergsicherung Schneeberg GmbH der symbolische erste Spatenstich. Doch kaum hatte sich in den nächsten Tagen der Bagger in die Tiefe vorgearbeitet, machte sich Ernüchterung breit. Man war unvermutet auf bislang unbekannte Grubenbaue gestoßen und musste vieles umplanen. Kurzum: Es kam ein Teil des später als Reichenbach-Stolln bezeichneten Stollens ans Licht, der nirgends verzeichnet war. Holzuntersuchungen bestätigten später die Vermutung, es handele sich um den Ursprung des Bergwerkes im Jahr 1500. Und genau so kam es. Die Ausbauhölzer aus Tannenholz wurden um 1386 bzw. 1455 gepflanzt und im Winter 1499 gefällt. Im Frühjahr 1500 findet bekanntlich die erste urkundliche Erwähnung des Bergwerkes statt.

 Ein ungeahnter Mehraufwand bei der Fundamenterstellung machte sich erforderlich. Hinzu kamen ein paar strenge Frosttage, die den Baufortgang behinderten. Doch damit ist es jetzt vorbei. Gegenwärtig ist eine tragfähige Verwahrungsbodenplatte und ein Großteil der Fundamentmauerung bis zur Oberfläche erstellt. Der künftige Kellerraum anstelle der einstigen ersten Kunstradstube ist in Arbeit und die als Decke ausgebildete Bodenplatte in der Planung. Dann kann die Verfüllung der Baugrube und die Aufmauerung der Außenwände beginnen. Zur Grundsteinlegung wird rechtzeitig eingeladen. (JH)